Gerechtigkeit – Ein Recht, kein Privileg
Ein erweiterter Bericht von Kai Neumann über juristischen Zugang und strukturelle Ungleichheit in Los Santos


Los Santos. Das Ideal der Gleichheit vor dem Gesetz bleibt in unserer Stadt ein anspruchsvolles Ziel – oft unerreicht. Während Chief Justice Gabriel Thawne ambitionierte Reformen ankündigt, erleben viele Bürgerinnen und Bürger nach wie vor bittere Realität: Wer nicht zahlen kann, bleibt häufig unverteidigt. Und das, obwohl es lizensierte Anwälte gibt, die helfen möchten – jedoch am bestehenden System scheitern.

Eine neue Justiz – mit alten Grenzen?

Mit Amtsantritt von Chief Justice Gabriel Thawne verkündet das Department of Justice (DOJ) tiefgreifende Veränderungen. Ziel sei es, so Thawne, die Justiz zu öffnen, Prozesse zu entbürokratisieren und Recht zugänglich zu machen:

„Recht darf keine Frage des Geldbeutels sein. Es ist unsere Aufgabe sicherzustellen, dass jeder Mensch, unabhängig von Herkunft oder Einkommen, zu seinem Recht kommt.“

Kernpunkte der Reform:

  • Gerichtstermine und Entscheidungen werden öffentlich gemacht.

  • Pflicht zur Pro-Bono-Arbeit für Kanzleien – Kosten trägt das DOJ.

  • Anwälte dürfen nur tätig sein in Kanzleien oder zur Vertretung ihrer Familie – diese Regelung stammt nicht vom DOJ, sondern von der Regierung.

Die Zielrichtung ist richtig – doch die Umsetzung bleibt lückenhaft. Denn: Freie Anwälte, die sich keiner Kanzlei anschließen wollen oder können, dürfen nach wie vor nicht aktiv werden – auch wenn sie helfen möchten.

Die Realität: Wer zahlt, gewinnt

Unser Reporter Kai Neumann begab sich selbst in das System, getarnt als Bürger ohne finanzielle Mittel. Das Ergebnis: Abgewiesen. Kein Gespräch, keine Prüfung, keine Weitervermittlung. Eine erschütternde Erfahrung – und leider keine Ausnahme.

Wieso bleibt die Möglichkeit ungenutzt, hilfsbereite Juristen mit gültiger Lizenz unbürokratisch in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen?

Stellungnahme der Anwaltskammer – keine Lösung in Sicht

Auch die Anwaltskammer äußerte sich zu diesem Thema – jedoch nicht mit dem erhofften Fortschritt, sondern mit einer formelhaften Zurückweisung:

„Wenn Ihnen das Wohl der Bürger tatsächlich am Herzen liegt, steht es Ihnen frei, sich einer bestehenden Kanzlei anzuschließen – Ihre Anwaltslizenz besitzt weiterhin Gültigkeit.
Bis dahin gelten für Sie die gleichen Voraussetzungen wie für jeden anderen Bürger. Die Entscheidung, ob ein Fall „pro bono“ übernommen wird, obliegt den jeweils zugelassenen Kanzleien und deren ermessenem Fingerspitzengefühl.“

Diese Worte spiegeln ein System wider, das Hilfe in Strukturen zwingt, statt sie zu ermöglichen. Eine rein formale Antwort auf ein real-menschliches Problem.

Lichtblick mit Schatten

Die verpflichtende Pro-Bono-Regelung für Kanzleien könnte eine Lücke schließen – doch sie hängt davon ab, ob die Kanzleien diesen Auftrag ernst nehmen und ob die Mittel des DOJ ausreichen. Ohne begleitende Kontrollinstanzen, ohne Transparenz über Verfügbarkeit und Verteilung dieser kostenlosen Mandate bleibt die Hoffnung auf eine flächendeckende Gerechtigkeit ein Wunsch.

Warum nicht allen Juristen das Helfen erlauben?

Der vielleicht zentralste Widerspruch bleibt bestehen: Während Kanzleien wirtschaftlich handeln müssen, würden freie Anwälte bereitstehen, ohne Profitdenken zu helfen. Sie dürfen es nur nicht. Die gesetzliche Begrenzung auf Kanzlei- oder Familienvertretung lässt nicht nur wertvolle Ressourcen ungenutzt – sie verhindert aktiv solidarische Rechtshilfe.

Warum erlaubt man nicht zumindest ein staatlich geregeltes Verteidigerregister, über das geprüfte, lizenzierte Einzelpersonen im Auftrag der Öffentlichkeit tätig werden können?


Fazit: Reform ja – aber gerecht?

Chief Justice Thawne hat mit seinem Reformpaket wichtige Weichen gestellt. Doch die Umsetzung dieser Vision muss weitergehen. Die Antwort der Anwaltskammer ist ernüchternd, und die gegenwärtige Rechtslage bleibt für viele Bedürftige weiterhin ein Ausschlussgrund.

Echte Gerechtigkeit entsteht nicht durch Ankündigungen, sondern durch Zugang. Und Zugang braucht Öffnung – nicht nur von Daten, sondern von Strukturen.


Jetzt seid ihr gefragt:
Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?
Wurdet ihr im Stich gelassen – oder konntet ihr helfen, durftet aber nicht?
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Denn ein gerechtes System lebt von der Beteiligung seiner Bürger – und vom Mut, es zu hinterfragen.

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