Seit Anfang August steht das Sheriff Department unter neuer Führung. Die jetzige Sheriff kam vom Police Department, wo sie als Commander der Detektiveinheit Führungsqualitäten bewies. Nach der Pensionierung des vorherigen Sheriffs übernahm sie die verantwortungsvolle Position. Im Gespräch gewährte sie Einblicke in ihren Werdegang, ihren Führungsstil und die aktuellen Herausforderungen ihrer Behörde.

Vom Wunsch Polizistin zu werden zur Leitung des Sheriff Departments

„Eigentlich wollte ich gar nicht Sheriff werden“, gesteht sie. Ihr ursprünglicher Wunsch war es, einfach nur Beamtin zu werden. Doch im Laufe ihrer Karriere erkannte sie ihre tiefe intrinsische Motivation: „Ich habe dann gemerkt, dass ich gerne helfen möchte. Es ist mir egal, ob die Person gut oder böse ist – wenn jemand um Hilfe ruft, liegt das im Blut.“

Ein typischer Tag zwischen Streife und Teamführung

Als Sheriff umfassen ihre Aufgaben das gesamte Spektrum des Departments. Unterstützt wird sie von zwei Stellvertretern. „Ich mache grundsätzlich alles, was das Department betrifft: Lager, Fahrzeuge, Kollegenführung, Korrespondenz mit den anderen Departments.“ Ihr Tag beginnt mit einer gründlichen Überprüfung der Einsatzbereitschaft, um sicherzustellen, dass die Kollegen reibungslos in ihren Dienst starten können. „Dann entweder Streife fahren oder die Disposition übernehmen, Kollegengespräche führen. Wenn man sich den Tag gut einteilt, dann ist es recht entspannt.“

Herausforderungen in Stadt und Umland

Die geographische Zuständigkeit des Departments birgt unterschiedliche Herausforderungen. „Der Norden, wo die Station ist, ist ruhig. Drogen, Beschaffungswege und Mafia in Schach halten ist die Aufgabe“, beschreibt sie die Situation im nördlichen Teil ihres Zuständigkeitsbereichs. Das „große Problemkind“ liege jedoch in der Stadt, wo aktuell versucht werde, die dortigen Kollegen zu entlasten.

Führungsphilosophie: Zwischen Strenge und Familiensinn

Auf die Frage nach ihrer Führungsphilosophie antworten ihre Kollegen mit einem Lachen und dem Stichwort „mit Keksen“ – ihre scheinbar größte Schwäche sei ihre Freundlichkeit. Doch die Sheriff betont, dass sie auch eine „strenge Ader“ habe und durchgreifen könne. Ihr Fokus liegt auf der Integration jedes Einzelnen ins Team. „Ich will Ruhe und Frieden und setze auf Teamstärke. Es ist eine Familie.“

Prioritäten: Stabilität und ein starkes Team

Konkrete neue Prioritäten für das Department sieht sie aktuell nicht. „Das Department hier hat sich komplett strukturiert. Es ist ein anderer Aufbau als das Police Department. Die Leitung und die Führung ist gut besetzt. Sie haben Mentoren und eine sehr starke Mannschaft. Alles ist gut abgedeckt.“ Das Department funktioniere seit Monaten reibungslos, weshalb sie keine punktuellen Wünsche oder Ausbaupläne habe.

Positive Arbeitskultur: Ein starkes, selbstmotiviertes Team

Die positive Arbeitskultur im Department scheint sich von selbst zu tragen. „Grundsätzlich versuche ich immer, dass alle gerne in den Dienst gehen. Es ist das Team alleine, das sich gegenseitig anstachelt und sich zusammenfindet. Jeder weiß, was er zu tun hat und hält zusammen. Ich habe damit wenig zu tun.“ Eine Herausforderung seien jedoch die zahlreichen Richtlinien, deren Einhaltung sie durchsetzen müsse, auch wenn nicht jeder deren Sinn verstehe. Bei Verstößen gebe es ein gestuftes System von Abmahnungen bis hin zur Kündigung.

Die Rolle des Sheriff Departments in der Gemeinschaft: Mehr als nur eine weitere Behörde

Ihre Wahrnehmung der Rolle des Departments in der Gemeinschaft ist klar: „Ich glaube einfach, dass die Bürger nur ein weiteres Department sehen. Aber das ist nicht so. Früher war das Militär der große Bruder des Police Departments. Jetzt haben wir diese Position übernommen. Wenn man sie ruft, kommt jemand, und man hat auf uns Verlass.“

Vertrauen und Zusammenarbeit: Durch Gelassenheit und Augenmaß

Das Vertrauen der Bürger versucht sie vor allem durch ihre persönliche Art zu gewinnen. „Wir sind freundlich zu den Bürgern und wollen sie gut behandeln.“ Im Umgang mit Gangs und Banden, die oft eine „Fehde“ sähen, setze sie auf Gelassenheit und Freundlichkeit. „Wir reizen nicht den ganzen Strafenkatalog aus, sondern werden erst einmal mahnend tätig. Das ist entspannter, das macht den Norden aus.“

Herausforderungen der modernen Kriminalität

Auch das Sheriff Department sieht sich mit der steigenden Komplexität der Kriminalität konfrontiert. Vor kurzem beschäftigt sie eine besondere Herausforderung: „Es gibt eine Bande, die ist immer wieder willkürlich hinter einem Beamten her und hat geschossen oder gezielt agiert.“ Der Fokus lag nun darauf, den „punktuellen Herd des Hasses“ zu ermitteln und geeignete Gegenmaßnahmen zu entwickeln. „Wir versuchen, die kleinen schwachen Punkte zu finden und dann auch zu zeigen, dass wir wissen, wo diese Punkte liegen. Es wird besprochen und ausgetestet.“

Transparenz und Rechenschaftspflicht im Umgang mit Polizeigewalt

Im sensiblen Bereich der Polizeigewalt betont sie die Meldepflicht innerhalb des Teams. Gleichzeitig sieht sie ihre Rolle als Vorgesetzte auch darin, ihre Kollegen zu schützen. In solchen Fällen würden Anwälte hinzugezogen, um Befangenheit zu vermeiden. Die Ermittlungen würden von anderen Departments und dem Department of Justice (DOJ) geführt. „Ich enthalte mich der Situation. Der betreffende Kollege muss dafür geradestehen. Der erste Schritt ist immer die Suspendierung und er wird nicht mehr mit Informationen versorgt, bis es gerichtlich geklärt wurde. Die Leitung versorgt die Presse mit Informationen, damit die Bürgertransparenz gegeben ist. Alles zu sagen ist aber schwierig, denn nicht alles darf der Bürger aus Personenschutzgründen erfahren.“

Personalsituation und Rekrutierung: Solide Basis im Norden

Die aktuelle Personalsituation im Department beurteilt sie positiv. „Nein. Das Department steht ganz gut mit 29 Beamten da, kann sich gut behaupten. Es gibt keine großartigen Bereiche, in denen Probleme bestehen.“ Aktuell seien keine besonderen Initiativen zur Rekrutierung notwendig. „Das war in der Anfangszeit so, aber jetzt reicht der gute Ruf des Teams und des Departments. Hier sitzen die ‚alten Hasen‘, sehr viele berufserfahrene Leute. Oft kommen die erfahrenen Beamten zu uns hoch in den Norden.“

Technologie und Ausrüstung: Wunsch nach Modernisierung

Auf die Frage nach Technologie und Ausrüstung verweist sie mit einem Lachen auf die „kaputte Uhr“ im Büro und den Wunsch nach einem moderneren Arbeitsplatz. „Das alte ist leider ein wenig verraucht. Wir würden in diesem Bereich gerne aufrüsten. Die Monitore und PCs sind alt, teilweise noch Röhre.“

Psychische Gesundheit der Mitarbeiter: Teamzusammenhalt als Stütze

Dem Thema psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter begegnet sie mit einem offenen Ohr und dem Rückhalt des Teams. „Dafür gibt’s den Schlagstock“, scherzt sie zunächst, wird dann aber ernst: „Nein, man versucht mit der Person zu reden, wenn sie in Situationen gerät, die sie selbst nicht tragen kann. Man versucht, ihn abzulenken, und das Team setzt sich zusammen und versucht, den Kollegen zu unterstützen, die Aufgaben und den Alltag ein wenig zu verändern, damit der Kollege Abstand gewinnt. Jeder hat jederzeit Pause, kann Feierabend machen und sich Freizeit nehmen.“

Persönlicher Erfolg und Ratschläge für die Zukunft

Als ihren größten Erfolg seit Amtsantritt nennt sie ein Ereignis im Januar, als sie ihre Position kurzzeitig verlor. „Ein Beamter hat einzelne kleine Beschwerden gegen mich gerichtet, weil er die Position haben wollte. Das ist ihm auch gelungen, allerdings nicht lange. Das ganze Department hat mich zurückgefordert. Das war für mich ein Erfolg. Innerhalb der kurzen Zeit hat der Beamte das Department wohl sehr runtergewirtschaftet.“

Jungen Menschen, die eine Karriere in der Strafverfolgung in Betracht ziehen, rät sie zur Besonnenheit. „Die Ruhe vorweg zu haben. Es bringt nichts, mit so viel Power da reinzugehen und alles gleich zu stemmen. Man kann versuchen, so groß und so stark zu wirken, wie man will, man macht sich damit kaputt, und die Leistung leidet. Man muss lernen, mit dem Team zu arbeiten und einfach zu merken, dass man alles schafft, solange dein Rücken gedeckt ist.“

Eine Botschaft an die Gemeinschaft: Respekt und Achtsamkeit

Abschließend richtet die Sheriff eine klare Botschaft an die Gemeinschaft: „Behandelt alle so, wie sie sind und nicht irgendwie anders, nur weil die Person vielleicht in einer Familie steckt und nicht versteht, was gut und böse ist. Respektiert und achtet die Menschen, die vor euch stehen.“

 

 

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